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Das "Anfrage-Lampenfieber"


Das "Anfrage-Lampenfieber"

Diese Variante tritt besonders bei hochkompetenten weiblichen Expertinnen mit langjähriger Erfahrung auf. Eine profunde Qualifikation sorgt selbst im 21. Jahrhundert noch nicht automatisch dafür, dass eine "betroffene" Frau eine Anfrage verdient selbstbewusst mit der Rückfrage bezüglich Konditionen und Honorar kontert. Vielmehr wird sie oft erst einmal vom herunterfallenden Damokles-Schwert anerzogener Selbstzweifel getroffen und fragt sich mit hochrotem Kopf und unter massiver Adrenalin-Ausschüttung dann, ob sie das Thema wirklich mindestens 180prozentig abdeckt. Dieser innere Monolog wird sehr oft auch noch von einem Hintergrundchor angenommener Glaubenssätze und Verneinungen in Moll begleitet. Interessanterweise kenne ich nur ein paar wenige Männer, die vergleichbar unsicher dieser Situation entgegentreten – die Mehrheit scheint intuitiv ein erfrischend euphorisches Buch-Zitat zurate zu ziehen und sich fröhlich auf die neue Herausforderung zu stürzen:

"Das haben wir noch nie probiert, also geht es sicher gut."

Pippi Langstrumpf

Ob es die vermeintliche Perfektionsfalle oder mangelnde Vortragserfahrung ist, die Frauen sprichwörtlich ausbremst? Liebe Frauen (und Männer), Sie kennen alle ihre eigenen inneren Widerstände. Diese muss ich also nicht beispielhaft aufzählen.

Wichtiger erscheint mir hingegen, dass gerade Sie, liebe Frauen, dem Gerede – dass es nicht genügend Rednerinnen gibt – positiv entgegen wirken mögen! Ehrlich: ich kann diese Plattitüde nicht mehr hören. Diese leeren Floskeln, dass es nicht ausreichend weibliche Kandidaten für Führungsaufgaben, Aufsichtsräte und Vorstände gibt. Lassen Sie es also nicht weiter zu, dass es vielleicht auch in Ihrem Unternehmen oder Verband heißt „Wir haben leider keine Frau gefunden … Es gibt bedauerlicherweise keine Speakerin zum Thema X,Y, Z." "Tun" lautet das Stichwort. Steuern Sie dagegen. "Sichtbarkeit" ist mehr als ein Wort. Besonders auf den nächsten Stufen Ihrer Karriereleiter. Unabhängig, ob Sie von Ihrem Chef oder der internen Marketingabteilung angefragt werden, Sie sagen erst einmal „Ja“. Danach atmen Sie durch und machen sich selbstbewusst an die Ausarbeitung Ihres Vortrags, der Rede oder der Präsentation. Männer kennen diese Widerstände prinzipiell auch. Gehen jedoch damit anders um. Daher möchte ich „die Männer“ nicht ganz unter den Tisch fallen lassen. Denn diese zählen auch zu meinen Lesern. Ein „Nein“ lasse ich daher nur gelten, wenn Sie tatsächlich – auch nicht im kleinsten erkennbarem Ansatz – über die Expertise für das angefragte Thema verfügen. Gleichzeitig weisen Sie mit Ihrem "Nein" aber bitte auch selbstbewusst darauf hin, dass Sie hingegen für das Thema XYZ gerne zur Verfügung stehen. Jegliche zur Schau gestellte Unsicherheit erhöht keinesfalls ihre Chancen für eine weitere Anfrage – ob Ihnen das nun schmecken mag oder nicht.

"Ja" sagen, durchatmen, Vortrag vorbereiten. Machen!

Und zwar im Sinne von "Tun. Machen. Umsetzen – nicht nur reden." Mein immer noch analoger und sehr kompakter Terminplaner enthält auf den letzten Seiten eine Grobübersicht der 130 wichtigsten nationalen Messen, auf einschlägigen Rednerportalen findet man ca. 100.000 Veranstaltungen, das Unternehmen Statista spricht über "schlappe" drei Millionen Events, die jedes Jahr im Bundesgebiet abgehalten werden. Insofern muss man sich als Rednerin, Keynote-Speakerin oder Vortragende überhaupt keine Sorgen zu machen, die eigene Expertise öffentlich an den Mann und an die Frau bringen zu können.

"Ich kann Frauen nur raten, nicht beim ersten Buh den Kopf einzuziehen. Brust raus, weitermachen."

Stella McCartney

Wer nichts wird, wird … aktiv! Suchen Sie sich ganz bewusst Übungsplattformen – in ihrem Netzwerk, im eigenen Unternehmen (auch gerne mit einer Rede zur Weihnachtsfeier, Berufsjubiläum, etc.) oder in Ihrem Verband. Blockieren Sie nicht Ihre Fantasie. Es gibt immer Möglichkeiten zu üben, auszuprobieren. Entwickeln und sichern Sie sich Freude am Tun. Stärken Sie Ihr Selbstbewusstsein. Holen Sie sich immer wieder gezielt Feedback ein. „Arbeiten“ sie kontinuierlich an Ihrer inneren Haltung, erinnern Sei sich immer wieder daran, ins Tun zu kommen – und dabei zu bleiben!

Praxistipp – Referenzen einfordern!

Selbst wenn sie zur vollsten Zufriedenheit "abgeliefert haben", vergessen viele Frauen aber immer noch, sich Referenzen abzuholen. Ich achte in letzter Zeit ganz bewusst darauf, dass ein guter "Job" durch eine positive Rezension auch schon den nächsten vorbereiten kann. Was tun Sie?

Herzlichst, Ihre Esther Schweizer


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