Denke nicht, deine einzelne Stimme bewege nichts
Denke nicht, deine einzelne Stimme bewege nichts
Kate Sheppard, 1847–1934
Liebe Leserin, lieber Leser,
in Europa herrscht Krieg. Eine Feststellung, die wir bis zum 24.02.2022 ausschließlich mit dem letzten Jahrhundert, dem letzten Jahrtausend in Verbindung gebracht haben. Nun ist es wieder unerträgliche Gegenwart. Die Bilder, die Informationen, die menschlichen Tragödien prägen sich in unser Gedächtnis ein.
Denke nicht, deine einzelne Stimme bewege nichts
Das Zitat stammt zwar aus einem vollkommen anderen Zusammenhang, veranschaulicht nichtsdestotrotz erstaunlich passend die Bedeutung, die Macht und die Kraft, die Worte besitzen. Im positiven wie im negativen Sinn. Die Hoffnung, die Kate Sheppard mit ihren Worten Ausdruck verlieh, hilft auch mir, mich auf meine Möglichkeiten zu fokussieren – auf das, was ich persönlich tun kann. Das allermindeste: Auf den Ton der eigenen Worte zu achten. Daher bleibe ich bei meiner unerschütterlichen Überzeugung, dass die Stimme, unsere Sprache sowie die Wahl der Worte ein empfindsames und kostbares Gut ist.
Meine berufliche Verantwortung sehe ich auch darin, andere Menschen in ihrem Tun für dieses kostbare Gut zu sensibilisieren. Zu vermitteln, dass Worte – mit Sorgfalt und Respekt gewählt – eine enorme innewohnende Kraft entfalten und zur gedanklichen Veränderung beitragen (können).
Um gegen staatlich orchestrierte Lügen anzukommen, muss Wahrheit und Redlichkeit von einem stetig anwachsendem Strom von Worten getragen werden. Deren Wirkung entfaltet sich meist auch nicht sofort – oft nicht einmal in absehbarer Zeit. Nichtsdestotrotz darf dieser Strom nicht versiegen. Das beweist das Beispiel der englisch-neuseeländischen Frauenrechtlerin Kate Sheppard. Ihren Worten – und schlussendlich den daraus resultierenden Taten – ist es zu verdanken, das 1833 Neuseeland das erste Land der Welt war, das das uneingeschränkte Wahlrecht für Frauen einführte. Frauen in Deutschland wurde dieser Weg erst nach 85 Jahre später geebnet.
Wenn man die Kraft hat für die kleinen Dinge, dann hat man sie auch für die großen. – Etty Hillesum Niederländische Juristin und Schriftstellerin, 1914–1943
Kein weiteres Jonglieren mit Jahreszahlen...
Herzlichst, Ihre Esther Schweizer
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